Late Talker – wenn Kinder später sprechen lernen

Viele Eltern kennen die Situation: Während andere Gleichaltrige schon fleißig sprechen, bleibt das eigene Kind sprachlich zurück. Worte sind noch spärlich, Zweiwortsätze tauchen nicht auf oder es wirkt, als verstehe das Kind viel, spreche aber wenig.

Kinder, die mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter sprechen und noch keine Wortkombinationen bilden, werden häufig als Late Talker bezeichnet. Doch was bedeutet das genau? Ist das schon eine Sprachentwicklungsstörung, oder holt sich das Kind das später auf? Und wann sollte man eine logopädische Abklärung in Betracht ziehen?

Dieser Artikel erklärt Ursachen, Anzeichen und Möglichkeiten der Unterstützung – und gibt Eltern alltagsnahe Tipps, wie sie die Sprachentwicklung ihres Kindes fördern können.


Was ist ein Late Talker?

Der Begriff Late Talker beschreibt Kinder, die:

  • mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter sprechen
  • keine Zweiwortkombinationen bilden
  • sonst altersgerecht entwickelt sind

Ein Late Talker hat zunächst eine Verzögerung, aber noch keine diagnostizierte Störung. Viele Kinder holen den Rückstand auf – aber nicht alle.


Normale Sprachentwicklung mit 2 Jahren

Zum Vergleich: Die meisten Kinder können zu diesem Zeitpunkt…

  • 50–200 Wörter sprechen
  • Zweiwortsätze bilden
  • einfache Aufforderungen verstehen
  • Wünsche und Gedanken sprachlich ausdrücken

Fehlen diese Meilensteine, lohnt sich eine logopädische Einschätzung.


Ursachen: Warum sprechen manche Kinder später?

Familiäre Veranlagung

Spätsprecher in der Familie erhöhen die Wahrscheinlichkeit.

Hörprobleme

Wiederkehrende Mittelohrentzündungen oder Ergüsse können das Sprachlernen erschweren.

Geringe sprachliche Anregung

Unbewusste Faktoren, keine Schuld. Gespräche, Blickkontakt und Benennungen fördern jedoch enorm.

Verzögerte Gesamtentwicklung

Manchmal entwickeln sich Kinder insgesamt etwas langsamer.

Wahrnehmungsbesonderheiten

Für manche Kinder ist das Verarbeiten von Sprache anstrengender.

Mehrsprachigkeit

Nicht problematisch – der Wortschatz verteilt sich nur auf mehrere Sprachen.


Wann sollten Eltern aufmerksam werden?

Eine Abklärung ist sinnvoll, wenn das Kind:

  • weniger als 50 Wörter spricht
  • keine Wortkombinationen bildet
  • Wörter kaum nachahmt
  • nur zeigt statt spricht
  • Aufforderungen schlecht versteht
  • wenig Interesse an Sprache zeigt
  • schnell frustriert wirkt, wenn es sich nicht ausdrücken kann

Frühe Beratung nimmt Unsicherheit und stärkt die Entwicklung.


Late Talker oder Sprachentwicklungsstörung?

Etwa 50–70 % der Late Talker holen den Rückstand bis zum dritten Geburtstag auf.
Bei anderen entwickelt sich eine Sprachentwicklungsstörung (SES), die therapeutische Unterstützung benötigt.

Frühe Förderung verbessert die Chancen deutlich.


Wie kann Logopädie Late Talker unterstützen?

Sprachverständnis fördern

Denn Verstehen ist die Basis jeder Sprachproduktion.

Wortschatz gezielt aufbauen

Mit Spielen, Bildkarten, Routinen und sprachlichen Modellen.

Kommunikationsfreude stärken

Ohne Druck – spielerisch und motivierend.

Elternberatung

Alltagsnahe Strategien wirken oft stärker als reine Therapieeinheiten.


Tipps für Eltern – so können Sie zuhause fördern

Nachsprechen anregen – aber nie erzwingen

Modellieren statt abfragen:
„Ball! Du hast den Ball!“ statt „Sag mal Ball!“

Kommentieren statt testen

Ständiges Fragen erzeugt Druck.
Besser: das Handeln des Kindes sprachlich begleiten.

Wiederholungen nutzen

Kinder lernen durch Wiederholung – Bücher, Routinen, Rituale.

Alltag sprachlich begleiten

Sprache beim Essen, Anziehen, Spielen einfließen lassen.

Blickkontakt & Beziehung stärken

Kommunikation entsteht im Miteinander.

Freies Spiel statt Bildschirmzeit

Hier entstehen echte Sprechanlässe.

Routinen schaffen

Regelmäßige Abläufe erleichtern das Lernen neuer Wörter.


Wann sollte ein Kind zur Logopädie?

Eine logopädische Untersuchung ist empfehlenswert, wenn:

  • unter 50 Wörter mit 24 Monaten gesprochen werden
  • bis 30 Monate keine Zweiwortsätze entstehen
  • das Sprachverständnis eingeschränkt wirkt
  • kaum neue Wörter hinzukommen
  • Kommunikation häufig frustriert

Je früher die Unterstützung, desto besser die Entwicklungschancen.


Fazit: Späte Sprecher brauchen Aufmerksamkeit – aber keinen Druck

Viele Late Talker holen den sprachlichen Rückstand von selbst auf. Dennoch lohnt sich frühes Hinschauen, um rechtzeitig zu unterstützen.

Mit liebevoller Begleitung, alltagsnahen Sprachimpulsen und – bei Bedarf – logopädischer Hilfe können Kinder ihren eigenen Zugang zur Sprache finden und stärken.

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